Espen Dekko: Sommer ist trotzdem

erschienen bei Thienemann, ab 10 Jahren

Vielfaltskriterien: Verlust, Zurückfinden ins Leben, Familienzusammenhalt

KIMI-Faktor: Wie erlebt ein Kind den Verlust des geliebten Menschen? Dieser schwierigen Frage geht der Kinderroman sensibel nach und erzählt von Trauer, aber auch von Wut.

Inhalt: Die elfjährige Protagonistin verbringt ihren Sommer bei den liebevollen Großeltern. Alles ist anders, denn es ist der erste Sommer ohne ihren Vater. Dieser ist verstorben und das Mädchen muss mit dem Verlust umgehen lernen. Die Großeltern versuchen, den Sommer so schön wie möglich zu gestalten mit Bootsfahrten, Lachen oder Nusskuchen. Es passiert jedoch auch Schlimmes: Ein Wal strandet, stirbt, eine Katze bringt tote Kätzchen zur Welt und der Großvater fällt ins Wasser. Doch gerade diese Ereignisse und Herausforderungen helfen den Mädchen, irgendwann auch die Trauer und die Tränen um den verstorbenen Vater, die sie so lange zurückgehalten hat, zuzulassen und neue Hoffnung zu schöpfen.

Espen Dekko erzählt von einem schwierigen Thema, wählt hierfür eine leise, poetische Sprache, eine Figur mit einer großen Naturverbundenheit und ein liebevolles familiäres Umfeld. Darin liegt auch die Stärke der Geschichte, denn man begleitet das Mädchen bei ihrem Abschied, liest ihre mitunter philosophischen Gedanken und lernt auch etwas über Verlust, Trauer und Tod. Sätze wie „Tränen sind Gedanken“ bleiben im Gedächtnis. Trotz der traurigen Thematik ist es ein Roman, der Mut macht, die Macht von Sprache zeigt und auch Trost spendet.

Jurystimme: „Es gibt wenige Kinderromane, die so sensibel und nachhaltig über den Verlust und den Tod erzählen wie ‚Sommer ist trotzdem‘. Poetisch und leise … Aber genau diese leisen Romane verdienen unsere Aufmerksamkeit!“

Katharina Schöde: Hey, Milla! Mein geheimer Wünschesommer

illustriert von Lisa Hänsch, erschienen bei Loewe, ab 8 Jahren

Vielfaltskriterien: LRS, Familienkonstellationen, Verlust, Trauer

KIMI-Faktor: Guter Einblick in das kindliche Leben mit LRS, sowie plausible Darstellung der Konflikte zwischen Vater und Tochter, Onkel und Vater und den Schülern untereinander. Außerdem ist es gut zu lesen durch mit Comicelementen und Bilder.

Inhalt: Milla (offiziell Emilia) ist eigentlich guter Dinge: Sie kommt gut mit ihrem Papa aus, hat einen lieben Hund und eine beste Freundin, ist äußerst fantasievoll und erfindet ständig Geschichten – nur das Lesen und Schreiben macht ihr große Schwierigkeiten – die Buchstaben verwandeln sich vor ihren Augen in böse Ameisen, die herumwuseln und sie verhöhnen. Millas Probleme mit dem Lesen bescheren ihr in der Eisdiele ein Rote-Bete-Chili Eis (sah so schön rosa aus), weil sie die Schilder nicht lesen kann; auch die Wegweiser nicht. Lehrerin und Mitschüler*innen sind nicht verständnisvoll. Deswegen ist ihre Versetzung gefährdet und ihr droht die ‚Idiotenklasse‘ – offiziell der Förderunterricht.

Jurystimme: „Das ist ein Buch, was Kinder lesen sollten.“

Inka Pabst: Joshua der kleine Zugvogel

illustriert von Mehrdad Zaeri, erschienen bei Tulipan, ab 0 Jahren

Vielfaltskriterien: Sternenkinder, Verlust, Trauerarbeit

KIMI-Faktor: Mutig, überraschend und empowernd werden kleine wie große Leser*innen auf eine Reise zur Trauerverarbeitung von Sternenkindern mitgenommen.

Inhalt: Joshua ist ein kleiner Zugvogel, der sich auf den Weg Richtung Norden macht. Vor sich hin träumend verliert er den Anschluss an die anderen Zugvögel. Nach einem Sturm findet es sich plötzlich in einer anderen Welt wieder. Stimmen nennen seinen Namen und möchten den kleinen Vogel bei sich willkommen heißen. Doch Joshua muss weiterziehen. Die Geschichte erzählt das Schicksal von Sternenkindern als ihre Bestimmung. Der Gedanke, dass ein Zugvogel weiterziehen muss und nicht dableiben kann, erscheint plausibel und beruhigend.

Jurystimme: „Das Buch hilft Eltern wie Geschwistern mit Todgeburten umzugehen.“

Interview zum Buch „Joshua der kleine Zugvogel“ mit Inka Pabst, Mehrdad Zaeri und Prof. Dr. Sandra Niebuhr-Siebert

Lynda Mullaly Hunt: Wie man den Wind aufhält

erschienen bei cbj, ab 11 Jahren

Vielfaltskriterien: Waise, Mobbing, Verlust, Familie, Freundschaft

KIMI-Faktor: Sensibel, mutig und feinfühlig geht die Autorin auf die Themen Verlust, Familie und Freundschaft ein. Leser*innen können ein positives Gefühl für Freund-schaft und Familie mitnehmen und gewinnen einen neuen Blickwinkel auf den Wert von Familie. Das Buch bietet sich gut an, um nach der Lektüre über verschiedene Themen zu diskutieren. Was bedeutet Familie für mich?

Inhalt: Delsie lebt bei ihrer Großmutter auf Cape Cod. Ihr Großvater ist erst vor wenigen Monaten gestorben und sowohl Delsie als auch ihre Grammy vermissen ihn sehr. Dennoch sind die beiden nicht alleine, denn die kleine Siedlung mit den wenigen Häusern, in denen sie leben, ist wie eine kleine Familiengemeinschaft. Ihre Nachbarn Esme und Henry, die eine kleine Tochter haben, sind wie Eltern für Delsie. Auch ihre immer mürrisch dreinblickende Nachbarin Olive ist immer für sie da, auch wenn sie es so nie zugeben würde. Delsies Leben ist bescheiden und dennoch hat sie alles, was sie braucht. Ihr großes Hobby ist es, das Wetter zu beobachten. Dafür hat sie ein großes Talent. Sie liebt Wind und Unwetter, überhaupt liebt sie das Leben am Strand. Erst ihre Freundin Aimee bringt sie dazu, mehr über ihre Mutter nach-zudenken. Über das Loch, das ihr Fehlen in ihr hinterlassen hat und von dem sie nicht sicher ist, dass ihre Grammy dieses füllen kann. Wie viel Glück doch andere Kinder mit Eltern haben! Ein Buch über das Thema Familie und Freundschaft.

Jurystimme: „Die schöne Message im Buch ist, dass Delsie zwar eine Waise ist, aber sie viele Menschen um sich herum hat, die sie sich nicht alleine fühlen lassen – meistens jedenfalls.“

Justin A. Reynolds: Immer wieder für immer

erschienen bei: Carlsen, ab 14 Jahren

Vielfaltsmerkmale:

Verlust, Trauer

KIMI-Faktor:

In diesem Buch wird die Traurigkeit über den Verlust einer geliebten Person dargestellt, aber auch der Versuch, einen Weg zurück ins Leben zu finden.

Inhalt: Als Jack auf einer Party Kate trifft, verändert sich sein Leben plötzlich. Denn er kann mit Kate stundenlang über „Cap´N Crunch“ reden. Ihr müsst wissen: Das kann man nicht mit jedem Mädchen!“  Eine gemeinsame Reise beginnt, bis Kate stirbt und alles endet. Denn plötzlich sieht Jack Kate wieder, sie taucht auf, gesund und munter! Ist das seine Chance, Kates Tod zu verhindern? Das Problem: Bei Zeitreisen hat jede Veränderung ungeahnte Folgen.

Jurystimme: „Ein Buch über die Liebe aus Sicht eines jungen Mannes – eine Perspektive, die noch zu selten in Jugendromanen vorkommt.“

„Jeder hat in seinem Leben mal den Wunsch, die Zeit zurückzudrehen, um das Leben anders anzugehen.“

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Tania Witte: Die Stille zwischen den Sekunden

erschienen in dtv, ab 12 Jahren

Vielfaltsmerkmale:

Menschen mit Fluchterfahrungen, People of Color, inter- bzw. transkulturelle /interreligiösen Lebenswirklichkeiten, Wertevielfalt, Sprachvielfalt und Sprachpraxen, Kulturen und Herkunft erfahrbar machen, Erfahrungen mit Trauma, Krankheit, Tod, Verlust, Identität

KIMI-Faktor:

Dieses Buch macht Kontraste deutlich: Leben und Tod, Planen und Zufall, Leid und Glück. Die Themen sind vielfältig, aber aus authentischen Perspektiven erzählt. Am Ende stehen die Fragen: Wer bin ich? Und Was will ich vom Leben?

Inhalt: Mara ist „das Mädchen, das überlebt hat“, denn nur knapp ist sie einem Bombenattentat in der Hannoveraner U-Bahn entkommen. Seitdem ist für sie nichts mehr, wie es war. Die Eltern ihrer besten Freundin Sirîn lassen diese nicht mehr aus dem Haus und Sirîn meldet sich auch immer seltener. Mara sorgt sich um ihre beste Freundin und versucht, gemeinsam mit ihrem heimlichen Schwarm Chriso, herauszufinden, was bei Sirîn zu Hause los ist. Und am Ende ist dann nichts so, wie es scheint.

Jurystimme:

‚‚Die Stille zwischen den Sekunden’ ist ein packender Jugendroman, der von der ersten bis zur letzten Seite spannend ist. Jugendliche sollten mit diesem Roman jedoch keinesfalls alleine gelassen werden, da insbesondere das Ende psychisch sehr belastend und für die Protagonistin traumatisch ist. Dennoch ist das Buch sehr empfehlenswert, da es einen mitreißenden Schreibstil und liebevoll ausgearbeitete, vielfältige Charaktere mit interessanten Hintergründen hat. Beispielsweise wird einiges über die kurdische Kultur von Sirîns Familie erfahrbar gemacht, die vor Jahren aus ihrer Heimat geflohen sind. Auch soziale Medien werden indirekt kritisch unter die Lupe genommen, da Maras Schwarm Chriso auf dem Schulhof aufgenommene Videos im Netz hoch lädt und diese kommentiert.’’

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Daniel Egnéus: Warum bist du traurig, Opa

illustriert von: Wendy Meddour, erschienen bei: Knesebeck, ab 5 Jahren

Vielfaltskriterien:

Trauer und Verlust

KIMI-Faktor:

Das Bilderbuch erzählt uns von der Trauer eines alten Menschen um seine Lebenspartnerin und die Bedeutung von Familie und Zuwendung in schweren Zeiten.

Inhalt: Krümel liebt seinen Opa, aber der ist irgendwie abwesend und für nichts zu begeistern, seitdem Oma gestorben ist. Krümel spielt mit ihm ihr altes Lieblingsspiel: „Meine 3 liebsten Dinge“ und so kehrt Opa langsam in die Gegenwart und zu Krümel zurück, und sie verbringen einen schönen Tag im Zoo. Abends fragt Krümel Opa nach seinen 3 liebsten Omas, das waren Oma lustig, Oma traurig und Oma tanzend… Die Leser*innen erfahren erst nach und nach, warum Opa so traurig ist.

Jurystimme: „Durch Krümels Blick können auch kleine Leser*innen die Größe dieses Schmerzes erfassen sowie die heilsame Bedeutung von Zuwendung.“

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