Holly Bourne: Was ist schon Liebe?

erschienen bei dtv, ab 14 Jahren

Vielfaltsmerkmale:

Erfahrungen mit Krankheit und Sucht in der Familie, Identifikationsmöglichkeiten mit diversen Familienkonstellationen

KIMI-Faktor:

Ein wichtiges Jugendbuch, das schonungslos abrechnet, das Eltern in ihre sich selbstbemitleidenden Hintern tritt. Ein Buch, welches nicht verzeiht und doch vergibt. Holly Bourne schreibt erfrischend, natürlich, leicht zugänglich und ist so auch für alle Lesemuffel eine geschenkte Erfahrung.

Inhalt:

Wie fühlt es sich an, wenn die eigene Mutter so sehr mit sich selbst und ihrer Alkoholsucht beschäftigt ist, dass die Tochter übersehen wird? Alles, was Amber will, ist ein bisschen Liebe von ihrer Mutter. Taube Ohnmacht verwandelt sich in befreiende Wut, als Amber über die Sommerferien endlich zu ihrer aus Großbritannien ausgewanderten Mutter reist. Eine Mutter, die lieber in Kalifornien ihrer Gesundung nachtrödelt als ihre Verantwortung für die Mutterrolle wahrzunehmen. Amber hofft, hofft so sehr all diejenigen Fragen stellen zu können, die sich über die Jahre in ihre Seele gebrannt haben und dort vor sich hin narben. Stattdessen ist es ihrer Mutter wichtiger ihren kleinen Jobs und Verpflichtungen nachzugehen, als endlich Zeit mit ihrer Tochter zu verbringen. „Mum, Du hast mich verlassen. Du hast mich alleingelassen… ich reise den ganzen Weg hierher und du kannst noch nicht mal eine Scheißschicht im Zentrum absagen?“ (S.380) Statt einer Entschuldigung kommt nur ein sich selbst bemitleidendes Gesäusel „Amber, so kannst Du nicht mit mir reden. Ich bin krank!“. Gut, wenn Wut einem versagenden Elternteil ins Gesicht schreien kann: „weil Du süchtig bist, weil Du eine nutzlose Säuferin bist.“ Denn Wut hilft, das zeigt dieses Buch. Gute Freundinnen und die erste große Liebe helfen auch.

Jurystimme: „Ein Buch, welches Mut macht, sich aus dem Elternsumpf zu befreien, zu leben, zu lieben, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, um am Ende doch zu vergeben.“

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Holly Goldberg Sloan & Meg Wolitzer: An Nachteule von Sternenhai

erschienen bei: Carl Hanser, ab 10 Jahren

Vielfaltskriterien:

Unkonventionelle Familienformen, Homosexualität, starke Frauenpersönlichkeiten, Freundschaft zwischen vielfältigen Persönlichkeiten

KIMI-Faktor:

Der Kinderroman zeigt einerseits auf, wie vielfältig Familien sein können, ohne zu problematisieren oder zu werten, und andererseits, was für schöne Freundschaften zwischen sehr unterschiedlichen Menschen entstehen können.

Inhalt: Zwei Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und deren alleinerziehende Väter, die die verrückte und romantische Idee haben, dass sie eine Familie werden könnten: Bett und Avery, die Protagonistinnen dieses Kinderromans, wollen sich auf keinen Fall kennen lernen, beginnen aus Neugier dann aber trotzdem einander E-Mails zu schreiben, Fragen zu stellen und sich langsam anzufreunden. Als die Beziehung zwischen den beiden Vätern dann doch scheitert, ist es aber schon zu spät: Bett und Avery können sich ein Leben ohne einander nicht mehr vorstellen.

Jurystimme: ‚‚Superklasse und macht einen echt glücklich!‘‘

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Anja Hitz: Fünf sind sechs zu viel

illustriert von:Claudia Weikert , erschienen bei: Carlson, ab 9 Jahren

Vielfaltskriterien:
Patchworkfamilien, Scheidung, Geschwister, Tod eines Elternteils, Geschlechterrollen

KIMI-Faktor:

Das Buch behandelt vielfältige Aspekte in Bezug auf Familien: Beispiele sind Scheidung, die neue Familiengestaltung und der Verlust eines Elternteils. Nebenbei werden zusätzlich Geschlechterklischees thematisiert. Im Vordergrund steht jedoch das Zusammenwachsen zu einer neuen Familie.

Inhalt: Rose erinnert sich am Anfang des Buches an eine Zeit, in der sie eine „richtige, echte Familie“ hatte: Mama, Papa und sie. Die Scheidung ihrer Eltern war für sie in Ordnung. Nicht einverstanden ist sie mit dem neuen Freund ihrer Mutter. Frank hat fünf Kinder, um die er sich seit dem Tod seiner Frau kümmert. Nach und nach freundet sie sich mit dem einzigen Mädchen unter ihnen, Renée, an und die beiden schmieden gemeinsame Pläne. Renée unterstützt Rose zum Beispiel bei der Suche nach einer geeigneten Freundin für ihren Vater. Dieser Plan geht tatsächlich auf und den beiden gelingt es, den Vater von Rose zu verkuppeln. Das Buch endet mit einem großen Abenteuer und einem Happy End für alle.

Jurystimme:

‚‚Wenn Eltern nach der Scheidung neue Partner*innen finden, hat das auch immer Konsequenzen für die Kinder. Für Kinder und Jugendliche, die in einer ähnlichen Situation wie Rose sind, ist es sicherlich ein interessantes Buch. Es werden verschiedene Perspektiven betrachtet und die Erzählerin gewinnt zunehmend Verständnis für die Menschen um sie herum.‘‘

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Gabriela Kasperski: Einfach Yeshi

erschienen bei: Arisverlag, ab 8 Jahren

Vielfaltskriterien:

Herkunft, Menschenrechte, Adoption, Trennungskinder, Familienkonstellationen

Kimi-Faktor:

Herkunft, Familienkonstellationen und People of Colour in einer witzig-frechen Geschichte, die in nichts konstruiert ist, sondern ganz selbstverständlich Vielfalt zeigt.

Inhalt: Yeshi und ihre „Herzmama“ (ihre Adoptivmutter) ziehen um in eine große Stadt und dort in eine kleine enge Wohnung, weil sich ihre „Herzmama“ und ihr „Herzpapa“ getrennt haben. Yeshi wäre viel lieber in ihrem kleinen Heimatdörfchen geblieben. In ihrer neuen Klasse wird sie nicht wirklich nett behandelt. Die 9-Jährige Yeshi ist eigen: Sie hat „ein großes Flatterherz, einen Tanzfuß und tausend Ideen im Kopf.“ Ein besonders fieses Mädchen aus ihrer neuen Klasse bezeichnet sie aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe als „Kackbohne“. Und dann unternimmt ihre Mama auch noch viel zu oft etwas mit „Zahnfletsch-Gian“, einem Typen, den sie in der Stadt kennengelernt hat. Wegen ihres Rumgemaches mit Gian bekommt sie auch nicht mit, wie Yeshi an einem Badesee eine fremde Familie kennenlernt und mit dieser mitgeht. Wie sich herausstellt, wohnen der kleine Tulu und seine Mama in einer Flüchtlingsunterkunft.

Jurystimme: „Yeshi hat mir richtig gut gefallen – endlich mal ein schwarzes cooles Mädchen in der Hauptrolle.“

„Ein Buch zum Selberlesen, cool und frech – wie Yeshi.“

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Vanessa Walder: Die unausstehlichen & Ich – Das Leben ist ein Rechenfehler

illustriert von: Barbara Korthues, erschienen bei: Loewe, ab 10 Jahren

Vielfaltskriterien:

Familien mit Adoptiv- oder Pflegekindern, Überwindung von Unterschieden, vielfältige Charaktere, Kameradschaft, Freundschaft

KIMI-Faktor: Frech und witzig nimmt Enni ihr Leben als Waise in die Hand. Egal, welche Familiensituation Enni zugemutet wird, sie meistert sie.

Inhalt: Die elf-jährige Enni wird seit dem Tod ihrer Eltern von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergereicht. Meistens aber kommt sie in irgendein Heim, wo ihre Wutanfälle und Schimpfwörter sie immer wieder in Schwierigkeiten bringen. Doch nun glaubt sie, endlich in einer Familie aufgenommen zu werden. Diese will sie aber in ein abgelegenes Internat in den Bergen schicken und mit Ennis Pflegebruder Noah in die Schweiz ziehen. Die beiden beschließen, wegzulaufen. Aber dann erwischt sie die Polizei. Noah zieht in die Schweiz und Enni landet im Internat. Dort angekommen schmiedet Enni schon Pläne, wie sie aus dem Internat ausbricht. Für den Gebrauch ihrer Schimpfwörter wird sie oft hart bestraft. Um auszubrechen braucht Enni die Hilfe ihrer ‚‚schrägen‘‘ Mitschüler*innen, die sich schließlich als sehr gute Freunde erweisen.

Bewertung der Kinderjury:

„Das Buch ist super gut geschrieben.“

„Enni ist dargestellt als ein sehr schwieriges Kind, aber sie hat Gefühle. Besonders für Noah und ihre neuen Freunde im Internat.“

„Ich persönlich finde es die beste Story überhaupt.“

„Immerhin hat Enni verlässliche Freunde gefunden am Ende. Ein sehr mitfühlendes und berührendes Buch!“

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Anna Becker: Die beste Bahn meines Lebens

illustriert von: Oliviea Vieweg, erschienen bei; Beltz & Gelberg, ab 11 Jahren

Vielfaltskriterien:

Familienformen, LRS, Freundschaft, Mobbing, erste Liebe, Geschlechter-Rollen

KIMI-Faktor:

Nicht nur ein schöner erster Jugendroman über die vorsichtige Annäherung an die erste Liebe aus zwei Perspektiven, sondern auch eine sehr einfühlsame Schilderung davon, was eine ausgeprägte Lese-Rechtschreibschwäche bedeutet. Und ein tolles Buch über Mobbing und Freundschaft. Gut zu lesen und eindrücklich.

Inhalt: Jan ist 13 und gerade mit seiner großen Familie umgezogen. Nebenan wohnt alleine mit ihrem Vater die gleichaltrige Flo, deren Huhn immer in Jans Garten flüchtet, was ein erstes Treffen mit sich bringt. Jan ist sofort von ihrer ruppigen Art und ihren roten Haaren beeindruckt, und nach den Ferien finden sie sich in der gleichen Klasse wieder. Aber da ist auch Linus, Flos Exfreund, der Jan von Beginn an mobbt. Auch im Schwimmverein trifft er auf Linus. Jans Hauptproblem aber ist seine ausgeprägte LRS, die er verheimlicht. In der Therapie lernt er, damit umzugehen. Jans Tagebuch und Flos Grafiken stehen nebeneinander, beides dokumentiert den Stand ihrer Beziehung. Linus wird immer feindseliger Jan gegenüber und fliegt sogar aus der Schule, Jan und Linus prügeln sich um Flo. Am Ende aber wird alles gut, Jan hat den Mut, seine LRS einzugestehen, siegt beim Schwimmwettbewerb, Jan und Flo gehen zusammen schwimmen – und küssen sich zum allerersten Mal.

Jurystimme: „Ein Roman, der die erste Liebe einfühlsam und zerbrechlich aus zweierlei Perspektiven erzählt.“

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Jef Aerts: Die blauen Flügel

illustriert von Martijn van der Linden, erschienen bei Urachhaus, ab 10 Jahren

Vielfaltskriterien: Menschen mit Behinderungen, „Patchwork“-Familien

KIMI-Faktor: Eine Geschwisterliebe zwischen zwei Jungen, die dabei hilft, Veränderungen im Familienleben und Behinderungen gemeinsam zu begegnen.

Inhalt: Der elfjährige Josh und sein großer Bruder Jadran finden einen jungen, verwundeten Kranich, der nicht mit den anderen Vögeln in den Süden fliegen konnte. Als Jadran erfährt, dass er bald in einem Heim wohnen soll, gibt es für ihn nur eins: Er muss weg! Und was läge näher, als den Kranich zu seinen Freunden in den Süden zu bringen? Zwei Jungs und ein Kranich, die mit einem Traktor unterwegs sind, ziehen natürlich die Aufmerksamkeit auf sich. Damit beginnt ein nervenaufreibendes und abenteuerliches Versteckspiel.

Jurystimme: „Ein sozialkritisches Geschwisterroadmovie – ganz leicht zu lesen.“

Lutz van Dijk: Bis Bald Opa

illustriert von Lutz van Dijk, erschienen bei Peter Hammer, ab 8 Jahren

VielfaltsKriterien: People of Color, Patchworkfamilie, LGBTIQ-Eltern, Erfahrungen mit Krankheit und Umgang mit dem Tod

KIMI-Faktor: Eine warmherzige Geschichte über den Umgang mit Krebs und die Vorbereitung auf den Tod, über Vielfalt und Toleranz.

Inhalt: Daniel fliegt wie jeden Sommer nach Südafrika, um seine beiden Opas zu besuchen. Für ihn ist es ganz selbstverständlich, dass die beiden Männer verheiratet sind. Er liebt beide sehr. Und ihre zwei Pflegekinder sind für Daniel wie Geschwister. Zunächst ist das Einzige, was ihn an diesem Urlaub stört, Svenja, die nörgelige Tochter des Freundes seiner Mutter. Sie geht ihm gehörig auf die Nerven. Doch dann gibt es etwas, was Daniel noch viel mehr betrübt: Opa Anton ist an Krebs erkrankt und es könnte sein, dass Daniel ihn zum letzten Mal besucht. Es ist hart für ihn, zu sehen, wie es seinem Opa immer schlechter geht. Aber sein Mann Ido unterstützt ihn sehr liebevoll.

Jurystimme: ‚‚Man bekommt einen guten Einblick in das Leben in Kapstadt in einem Township und wie sich die Familie auf den Tod vorbereitet. Patchworkfamilie, Tod und Sterben, gleichgeschlechtliche Ehe, PoC – alles dabei. Und gut geschrieben noch dazu.‘‘

Jeane Willis: Sternenstaub – Glaub an dich und du findest den Weg zu den Sternen

illustriert von: Briony May Smith, erschienen bei: Loewe, ab 4 Jahren

Vielfaltsmerkmale: 
Geschwisterleben, Entstehungsgeschichte, Individualität, Berufe im Zusammenhang mit Genderrollen 

Der KIMI-Faktor:
Das Buch thematisiert Neid zwischen Geschwistern und weckt bei den Leserinnen und Lesern die Neugierde, die Entstehung der Welt zu verstehen. Kinder lernen beim Lesen, dass alle Menschen denselben Ursprung haben, dabei jedoch einzigartig sind.

Inhalt:
Anfangs berichtet Insa, eine angehende Astronautin, dass ihr Vater sie auf diesen Weg gebracht hat, der ihr als Kind erklärt hat, dass alle Menschen aus Sternenstaub bestehen. Seither will sie Astronautin werden. Kunterbunte Illustrationenfolgen, die Insa als Kind darstellen. Sie erzählt von ihrer Schwester, die in der Familie oft als Stern bezeichnet wird, da sie manche Dinge besser kann als Insa, zum Beispiel einen Schal zu stricken. Ihr Opa gesellt sich zur neidvollen Insa und tröstet sie. Er zeigt ihr den Sternenhimmel und erklärt die Entstehung der Welt mit Monden, Meeren, Planeten und mit Tieren und dass alles aus demselben Material besteht: Sternenstaub. Jedes Kind wird früher oder später wie ein Stern strahlen, aber jeder auf seine eigene Art. Insa vergisst diese Geschichte nie wieder.


Jurystimme:

„Das Buch vermittelt das Thema von Geschwisterneid und Konkurrenz auf herzerwärmende Art und in beeindruckender Farbpracht und spricht jedem Kind Mut zu, die Welt zu entdecken und seine individuellen Stärken zu finden. Der Zusammenhang zwischen der Einleitung und den folgenden Illustrationen ist allerdings nicht optimal gewählt. So ist die Erwähnung des Astronautenvaters zu Beginn verwirrend, da es darauffolgend der Opa ist, welcher die Sternenstaubgeschichte erzählt.“

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Julia Donaldson: Die Schnetts und die Schmoos

illustriert von: Axel Scheffler, erschienen bei Beltz & Geldberg, ab 4 Jahren

Vielfaltsmerkmale:

Konflikte überwinden, Liebe, diverse Familienkonstellationen, Toleranz, unbekannte Welten

Der KIMI-Faktor:

Vorurteile überwinden, aus Strukturen ausbrechen und dem eigenen Vorhaben folgen. Das Buch zeigt auf, wie wichtig Toleranz ist, um Familienzusammenhalt herzustellen.

Inhalt: Romeo und Julia mal anders! Beiden, Grete und Bernd wird von ihren Familienmitgliedern eingeredet, dass sie nichts miteinander zu tun haben sollen. Darauf verlassen sie die Erde und reisen zu einem anderen Stern. Die rote Grete und der blaue Bernd bekommen ein lilafarbenes Baby. Zur gleichen Zeit machen sich ihre Familien zusammen auf den Weg, um sie zu suchen. Langsam nähern sich die Familien einander an. Deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten sind in köstlichen Reimen beschrieben und es ist kräftig und bunt illustriert – wie gewohnt bei den Büchern von Scheffler und Donaldson.

Jurystimmen: „Wunderschön und lustig gereimt. Man muss, wenn man das Buch liest, nicht nur einmal lachen.“

„Ohhhh das lilane Baby…und jetzt haben sich alle wieder lieb“ Johan (6 Jahre)

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