KIMI-Faktor: Junge Menschen werden aktiv und gestalten Zukunft. Auch Raul Krauthausen, der das KIMI-Siegel ins Leben gerufen hat, wird in diesem Band portraitiert.
Inhalt: Dokumentarisch sachlich fordert Patricia Thoma zum An- und Hinschauen auf. Neun Berichte in starken Schwarz-Weiß-Illustrationen mit begleitendem Text zeugen von der ungeheuren Kraft, die entsteht, wenn Unrechtsbewusstsein zu mutigem engagiertem Handeln führt.
Jurystimme: „Dieses Buch fordert dazu auf, selbst für eine gerechte Welt aktiv zu werden.“
KIMI-Faktor: Die Graphic Novel erzählt die Geschichte der UNO-Charta für Menschenrechte.
Inhalt: Dass alle Menschen von Geburt an gleich seien, ist eine Überzeugung der westlichen Aufklärung, die in die Menschenrechtserklärungen der Amerikanischen und der Französischen Revolution eingegangen ist. 1948 formulierten die Vereinten Nationen unter der Federführung von Eleanor Roosevelt und René Cassin die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Diese sind aber kein verbindliches Völkerrecht, sondern ein Modell, das längst nicht allen Staaten passt und passte. An der Formulierung und Durchsetzung muss auch gegenwärtig weitergearbeitet werden. Die Sowjetunion beispielsweise sah die sozialen Rechte nicht genug betont, der südafrikanische Apartheitsstaat fand gar nicht, dass alle Menschen dieselben Rechte haben sollten, die Saudis wollten Frauen keine gleichen Rechte geben und den Menschen keine freie Wahl ihrer Religion zugestehen; auch die USA haben die Folter legitimiert, und gleicher Zugang zur Bildung ist nicht einmal in Deutschland durchgesetzt. Also muss an der Formulierung und vor allem der Durchsetzung der Menschenrechte weitergearbeitet werden.
Jurystimme: „Menschenrechte sind kein gegebenes Gut. Sie müssen wieder und wieder neu erkämpft werden.“
KIMI-Faktor: Erzählt wird märchenhaft die bedrückende Lebenswelt der damaligen Zeit: Not und Armut, schwere körperliche Arbeit und Angst vor Krieg und Verbrechen. Zu was sind Menschen in der Lage? Gutem wie Bösem?
Inhalt: Ein Vater wirft seine neugeborene Tochter durch die Luke eines Güterzuges im Jahr 1943 hinaus in den Wald und rettet sie so vor dem sicheren Tod im Vernichtungslager. Wie durch ein Wunder findet eine arme Holzfällerfrau das „kleine Gut“ an den Gleisen und zieht das Mädchen auf. Mit diesem Märchen werden die Unmenschlichkeiten und der Wahnsinn, zu denen Menschen fähig sind, geschildert, und gleichzeitig ist es eine Geschichte der Liebe von Eltern zu ihren Kindern.
Jurystimme: „Mit literarischer Kraft wird von Liebe und Abgrund, Schrecken und der Kraft sich dagegen aufzulehnen, erzählt.“
KIMI-Faktor: Ganz zentral behandelt das Buch die Suche nach sich selbst, der eigenen Identität, der eigenen Freiheit und dem Begegnen von Unbekanntem.
Inhalt: Das Rehkitz Ida sucht ein Abenteuer. Inspiriert von den verschlungenen Linien auf einer Walnussschale, macht Ida sich auf, ihren eigenen Weg zu gehen. Die Geschichte ermuntert, sich selbst zu vertrauen. Die meisten Kinder verstehen die Geschichte von allein und können sich gut mit Ida identifizieren.
Jurystimme: „Seinen eigenen Weg finden, das ist eine Reise wert.“
KIMI-Faktor:Diese Geschichte ohne Text vermittelt ein universelles Bild zu den Themen Flucht und Migration, Furcht und Mut, Verbundenheit und Menschlichkeit.
Inhalt: Am Anfang steht der Tod. Er ist durch seinen Totenschädel gekennzeichnet, trägt einen schönen Umhang und sitzt auf einem hinreißenden blau gefiederten Vogel mit rotem Schnabel und roten Storchenbeinen. Auf der nächsten Doppelseite finden beide einen kleinen, verlassenen Koffer. Dann sieht man den Tod mit dem Koffer, der einer Gruppe von Wesen folgt, deren Menschenkörper unterschiedliche Tierköpfe tragen. Sie gehen aufrecht und haben Stoffe um die Schultern geschlungen, führen kleinere Tiere an der Hand, die nicht zusammenpassen: Eine große Häsin führt einen kleinen Elefanten an der Hand, der wiederum einen Frosch. Tiere aus verschiedenen Kontinenten, Wölfe und Löwen, Eisbären und Gänse, wandern einträchtig durch einen Wald aus kahlen Bäumen. Der Tod folgt ihnen auf ihrem Weg; es werden immer mehr, eine Fuchsfrau trägt einen kleinen Hasen in einem Tuch auf dem Rücken. Als sie sich für eine Weile niederlassen, wachsen zwischen den kahlen grünen Stämmen und Ästen wunderbar rote Bäumchen mit grünen Blättern. Hoffnung? Ein Moment der Ruhe und des Ankommens? Schulter an Schulter schlafen die Tiere in ihre Umhänge gehüllt, der Papagei beim Wolf, die Maus beim Krokodil, das Schaf beim Elefanten. Schließlich stehen die Wesen an einem steil abfallenden Berg und wissen ebenso wenig wie der*die Betrachtende, wohin diese schiefe Ebene führt. Blättert man um, sieht man ein Boot auf dunkelblauem Untergrund, auf das die Wesen zueilen. Das Boot schwimmt überfüllt auf dem Wasser, der Tod folgt ihm auf seinem blauen Vogel. Es kommt, was kommen muss, das Boot kentert, die Tiere schwimmen verzweifelt im Wasser, versuchen sich mithilfe der zerborstenen Planken zu retten und halten einander fest. Wenn man nun auf die Details achtet, sieht man, dass der Eisbär das Pfötchen der Hasenfrau festhält, damit sie nicht untergeht, aber auf der übernächsten Seite, als die Überlebenden in ihren Umhängen bekümmert und mutlos wieder auf festem Boden stehen, liegt die Hasendame auf der Erde, betrauert vom Wolf und den anderen. Auf der letzten Seite gelangen die Figuren aus dem düsteren, aber inzwischen mit grauen Blüten bedeckten Wald zu grünen Bäumen mit roten Blättern und ihre Erleichterung darüber ist so anrührend, dass man sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischen muss.
Jurystimme: „Im Unterricht könnte man die Bilder von den Schüler*innen beschreiben lassen – sie werden große Freude daran haben, immer wieder Neues ausfindig zu machen – und unterschiedliche Deutungen besprechen, denn wie jede große Kunst bieten auch Issa Watanabes Bilder Interpretationsspielräume. Neben der kreativen Auseinandersetzung mit den Bildern, sollte man auch auf die realen Hintergründe verweisen und Fluchtursachen sowie das Thema Migration besprechen. Ein ehrgeiziges Projekt wäre die vollständige Verschriftlichung der Bilder in einer Gruppenarbeit, sodass ein ganzes Buch entstünde. Außerdem könnte man manchen Doppelseiten reale Fakten und Zusammenhänge zuordnen, z. B. auch in einer Art Collage.“
Herkunft, Familienkonstellationen und People of Colour in einer witzig-frechen Geschichte, die in nichts konstruiert ist, sondern ganz selbstverständlich Vielfalt zeigt.
Inhalt: Yeshi und ihre „Herzmama“ (ihre Adoptivmutter) ziehen um in eine große Stadt und dort in eine kleine enge Wohnung, weil sich ihre „Herzmama“ und ihr „Herzpapa“ getrennt haben. Yeshi wäre viel lieber in ihrem kleinen Heimatdörfchen geblieben. In ihrer neuen Klasse wird sie nicht wirklich nett behandelt. Die 9-Jährige Yeshi ist eigen: Sie hat „ein großes Flatterherz, einen Tanzfuß und tausend Ideen im Kopf.“ Ein besonders fieses Mädchen aus ihrer neuen Klasse bezeichnet sie aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe als „Kackbohne“. Und dann unternimmt ihre Mama auch noch viel zu oft etwas mit „Zahnfletsch-Gian“, einem Typen, den sie in der Stadt kennengelernt hat. Wegen ihres Rumgemaches mit Gian bekommt sie auch nicht mit, wie Yeshi an einem Badesee eine fremde Familie kennenlernt und mit dieser mitgeht. Wie sich herausstellt, wohnen der kleine Tulu und seine Mama in einer Flüchtlingsunterkunft.
Jurystimme: „Yeshi hat mir richtig gut gefallen – endlich mal ein schwarzes cooles Mädchen in der Hauptrolle.“
„Ein Buch zum Selberlesen, cool und frech – wie Yeshi.“