Thao Bui: Wolketigerbohne

illustriert von Alena Klemp, erschienen bei Horami, ab 4 Jahren

Vielfaltskriterien: Mehrsprachigkeit (Vietnamesisch-Deutsch), Identitätsfindung, Interkulturalität

KIMI-Faktor: Identität wird spielerisch thematisiert, ohne auf bestimmte Menschen abzuzielen oder andersherum bestimmte Menschen auszuschließen. Nebenbei erzählt dieses Buch von asiatischen Tierkreiszeichen.

Inhalt: Mây Đỗ ist acht Jahre alt und klettert und balanciert gerne auf dem Papayabaum vor ihrem Haus. Der große Baum spendet ihr Schatten. Im Sommer bringt sie ihm Eimer mit Wasser und unterhält sich dort mit den Vögeln und beobachtet, wie die leckeren Früchte reifen. An dem Tag, an dem die Früchte reif sind, bringt ihr einer der Vögel eine Bohne. Eine zauberhafte Zauberbohne liegt in Mây Đỗs Hand. Die Zauberbohne zaubert Mây Đỗ eine wunderbare Ranke, auf der Mây Đỗ spazieren kann. Zusammen mit einem Tiger, den die Bohne auch für sie gezaubert hat, kann Mây Đỗ auf der Bohnenranke spazieren gehen. Der Tiger passt auf Mây Đỗ auf, damit ihr nichts passiert. Manchmal bleibt die Bohne auch klein, dann wird der Tiger groß und Mây Đỗ reitet auf dem riesigen Tiger durch die Stadt. Vorsichtig schleichen sie durch die Stadt und beobachten alles. Niemand kann Mây Đỗ auf ihrem riesigen Tiger sehen, weil sie unsichtbar sind. Und in der Nacht fliegen sie zusammen auf einer Wolke. „Wolkentigerbohne können alle sein! Die Wolke ist die Fantasie, das Wolkenkuckucksheim in jedem von uns. Der Tiger, das Raubtier, steht für den Drang, das umzusetzen, wofür man brennt. Die Bohne ist der Keim einer Idee und die wächst und wächst. Die Verbindung dieser drei Dinge ist voller Kraft. Ich wünsche dir viel Freude mit deiner Wolkentigerbohne!“

Jurystimme: „Ein zauberhaftes vietnamesisches Märchen.“

Jainal Amambing: Sansarinaga und der fliegende Büffel

erschienen bei Baobab Books, ab 5 Jahren

Vielfaltskriterien: Interkulturalität, Freundschaft, Indigene Kultur, Philosophieren mit Kindern

KIMI-Faktor: Das Buch eröffnet in ungewöhnlicher Erzählweise Einblicke in das Leben eines indigenen Volkes auf Borneo.

Inhalt: Sansarinaga hat niemanden zum Spielen und keinen Büffel. Die anderen Kinder im Dorf haben alle einen Büffel, auf dem sie reiten. So bleibt er traurig und allein zurück. Doch er lässt sich etwas einfallen und schnitzt mit viel Geschick einen Büffel aus Holz. Mit seinem Büffel zieht er die Aufmerksamkeit eines ganzen Dorfes auf sich. Sein prächtiger Holzbüffel beschert Sansarinaga die ersehnten Spielkameraden. Einfallsreichtum ist manchmal alles, was es braucht, um glücklich zu sein.

Jurystimme: „Wie gewinnt man Freunde? Muss man etwas leisten, auf sich aufmerksam machen, auffällig sein, um Freunde haben zu können? – Über diese Geschichte lässt sich viel diskutieren.“

Nasrin Siege: Wenn der Löwe brüllt

illustriert von Barbara Nascimbeni, erschienen bei Peter Hammer, ab 5 Jahren

Vielfaltskriterien: Sozioökonomische Verhältnisse, Interkulturalität, Selbstbehauptung

KIMI-Faktor: Auf eindrückliche Weise erzählt das Buch in bunten, aber schroffen Bildern die Geschichte zweier Kinder, die auf der Straße leben.

Inhalt: Die beiden Jungen Emanuel und Bilali leben auf der Straße. Wenn sie morgens aufwachen, ist kein Tisch gedeckt und nach dem Spielen wartet keine Mahlzeit auf sie. Sie wissen sich zu helfen, um das Brüllen des Löwen – ihren eigenen Magen – zu bändigen: arbeiten, betteln, stehlen. Sonst tun Emanuel und Bilali das, was andere Kinder auch tun. Sie spielen in der Sonne und lachen und denken sich aus, wie es wird, wenn sie groß sind und Busfahrer oder Präsident wären.

Jurystimmen: „Dieses Buch schafft kein Mitleid, es verlangt uns Respekt für Straßenkinder ab.“

„Opfer und nichts weniger als Schattenwesen. Sie sind wie unsere Kinder: verspielt, hoffnungsvoll, liebenswert.“

Zanib Mian: Planet Omar: Nichts als Ärger

Illustriert von Nasaya Mafaridik, erschienen bei Loewe, ab 8 Jahren

Vielfaltskriterien: Interkulturalität, Familienkonstellationen, Muslimische Familien, Islam, Migration, Religion

KIMI-Faktor: Mit Humor schafft dieses Buch einen kindlichen, muslimischen Superhelden, der seinen Alltag mit unvoreingenommener Naivität preisgibt.

Inhalt: Omar ist 9 Jahre alt, lebt in London und hat viel Ärger: Mit seiner Fantasie gerät er ständig in irgendeinen Schlamassel. Seine große Schwester und ein Mitschüler nerven ihn. Zum Glück aber gibt es einen Mitschüler, der sein Freund wird und ihm beisteht. Man erhält Einblicke in das Leben einer modernen muslimischen Familie; beide Eltern sind Wissenschaftler*innen und arbeiten viel. Es gibt drei Geschwister und es wird viel Wert auf die Einhaltung der Traditionen gelegt. So erfahren Leser*innen beispielsweise, dass man 5 Mal am Tag beten muss und wie diese Gebete heißen.

Jurystimme: „Ein besonderes Buch, das neben Action und Spannung auch viel Informationen über den Alltag muslimischer Familien gewährt. Solche Literatur brauchen wir! Denn so lernen Kulturen sich vorurteilsfrei kennen.“

Stimme der Autorin: „I wrote these books because I think books are a good way to create intercultural empathy trough stories and perhaps a little bit of humor“, so die Autorin Zanib Mian in einem Videostatement über ihre Schreibintention bezüglich der Planet Omar-Reihe (Zanib Mian, 2020). Sie erläutert weiter, dass es ihr als pakistanischstämmiger Muslima wichtig sei, zum interkulturellen Verständnis beizutragen, da dies die Grundlage für die Entwicklung für Empathie sei (ebd.).

Keiko Funatsu: Dank des Kranichs

illustriert von Momo Nishimura, erschienen bei Edition Bracklo, ab 3 Jahren

Vielfaltskriterien: Interkulturalität

KIMI-Faktor: Es wird ein japanisches Volksmärchen erzählt, der Topos, dass ein Tabubruch wie Neugierde Zauberkräfte verwirkt, ist bekannt; weniger vielleicht aber in der Gestalt einer Kranichfrau.

Inhalt: Das Bilderbuch erzählt ein japanisches Volksmärchen: Ein alter Mann befreit auf dem Nachhauseweg einen Kranich aus einer Vogelfalle und pflegt den Vogel mit seiner Frau zusammen daheim. Kurz nachdem der Kranich das Haus der Eheleute wieder gesund verlassen kann, klopft es eines Abends an der Tür. Eine junge Frau bittet darum, über Nacht bleiben zu dürfen. Die Eheleute erweisen dem Mädchen Obdach. Nach einiger Zeit möchte es sich bei den Eheleuten bedanken und bietet an, einen wertvollen Teppich zu weben, den die Eheleute auf dem Markt zu einem guten Preis verkaufen können. Die einzige Bedingung ist, dass das Mädchen beim Weben völlig in Ruhe gelassen wird. Was die alten Leute nicht wissen: Die besondere Qualität des Teppichs entsteht durch die Verarbeitung von feinen Kranichfedern. Indem sich das Mädchen in ein Zimmer zurückzieht, verwandelt es sich in einen Kranich und zupft aus dem eigenen Federkleid kleinste Federn und verwebt sie kunstvoll zu einem Teppich. Der Verkauf bringt den Eheleuten viel Geld, von dem sie einige Zeit sorgenfrei leben können. Als das Geld aufgebraucht ist, bitten sie das Mädchen, ihnen noch einen weiteren Teppich zu weben. Die alte Frau kann aber ihre Neugier nicht zurückhalten, sie durchbricht das Tabu und schaut in das Zimmer des Kranich-Mädchens, während dieses webt. Damit haben die Eheleute die Möglichkeit verwirkt, sie weiterhin bei sich zu haben. Das Mädchen muss gehen, und mit ihr verlässt auch das Kranichwesen das Haus.

Jurystimme: „Im Gegensatz zu Grimms Märchen sucht man vergeblich nach einem ‚und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende‘. Die Geschichte führt einem die eigene Rezeptionserwartung vor.“

Ryeo – Ryeong Kim: Eins zwei, eins zwei drei: Ein Roman aus Korea

erschienen bei Baobab Books, ab 13 Jahren

Vielfaltskriterien: Mobbing, Interkulturalität

KIMI-Faktor: Eine authentische Coming-of-Age-Geschichte über eine Jugend in Korea

Inhalt: Wan-Duk ist ein Zyniker. Die Schule ist ätzend. Sein kleinwüchsiger Vater ist – bzw. war Tänzer in einem Lokal. Wan-Duks Mutter ist verschwunden. Sein Leben plätschert ziellos und ohne Plan dahin, geprägt von mangelndem Ehrgeiz und gelegentlichen Wutausbrüchen, die ihm ein Schlägerimage verleihen. Aber er ist kein Schläger – eher ein verlorener junger Mann, der nicht weiß, was er mit sich anfangen soll. Das ändert sich, als sich seine ebenso attraktive wie kluge Mitschülerin Jun-Ha für ihn zu interessieren beginnt, er mit Kickboxen anfängt, plötzlich seine Mutter auftaucht und er auch noch hinter das Geheimnis seines Nachbarn kommt.

Jurystimme: „Dieser Roman schafft es auf besondere Weise Stimmungen einzufangen.“