Bilderbuch
Ich hab da so ein Gefühl. Ein Buch übers Kichern, Weinen, Wüten, Freuen

Autor*in/ Illustrator*in: Katharina Grossmann-Hensel
Alter: ab 4 Jahren
Verlag: Annette Betz Verlag
Inhalt: Schwarze Haare und meist ein rotes Kleidchen – so sieht Katharina Grossmann-Hensels alter ego aus. Das kindliche Ich der Berliner Künstlerin ist die Hauptfigur vieler ihrer (Sach)Bilderbücher. Diesmal geht es um den kindlichen Umgang mit Emotionen. „Ich habe tausend verschiedene Gefühle, jeden Tag. Gefühle fühle ich – in mir drinnen.“ Visuell und in der Erzählerrede gelingt es Großmann-Hensel, die kindliche Perspektive authentisch zu vergegenwärtigen. Das führt zu durchaus überraschenden Überlegungen: Sind Gefühle von Erwachsenen „größer, weil es in ihren Körpern mehr Platz dafür gibt?“
Beantwortet, weitergedacht, witzig kommentiert, erläutert oder schlicht konterkariert werden die Aussagen in den Bildern, die wiederum handschriftliche Kurztexte ergänzen. Doch nicht nur der Text ist zweigeteilt, auch die Illustrationen warten mit unterschiedlichsten Bildformaten vom Bilderstrips bis zum formatfüllenden Tableau auf.
Bild und Text sind bei Katharina Großmann-Hensel eigentlich unablässig im Dialog. Nicht nur, weil man immerzu zwischen Sprachlichem und Visuellem hin- und herspringt, sondern auch, weil das Wechselspiel unterschiedlichste, auch erwachsene Perspektiven sichtbar macht und so das Thema komplex und wahrhaftig fasst. Selbst Leser*innen und Zuhörer *innen werden immer wieder direkt angesprochen und einbezogen: „Alle fühlen etwas. Überall auf der Welt. Siehst du mich? Ich winke dir zu. Ich denke an dich. Das verbindet uns. Fühlst du das?“ Wer kann solch ein charmant vorgetragenes Gesprächsangebot schon ablehnen?
Jury-Stimme: „Amüsant und so subjektiv wie sachlich: Katharina Grossmann-Hensel kann Komplexes in seiner Vielfalt authentisch undwahrhaftig darstellen und dabei kann es auch mal richtig peinlich oder großkotzigwerden“.
Kinderbuch
Hugo & Hassan. Forever

Autor*in: Kim Fupz Aakeson
Illustrator*in: Rasmus Bregnhoi
Alter: ab 6 Jahren
Verlag: Klett Kinderbuch
Inhalt: Hugo und Hassan sind beste Freunde. Sie haben den Anfangsbuchstaben gemeinsam, doch die Namen verraten noch mehr: die beiden stammen aus unterschiedlichen Kulturen. Schauplatz ist Dänemark, wo beide leben und geboren sind. In Hassans Kultur gibt es aber eben andere Bräuche wie das Fastenbrechen. Wenn Hugo zu Besuch bei Hassan ist, füllt der arabische Text mit fremden Schriftzeichen die Sprechblasen. Weder die Leser, noch Hugo verstehen dann ein Wort, können sich aber natürlich ein Bild machen über das,was zu sehen ist. Geredet wird dauernd und so füllen viele Sprechblasen die einzelnen Comic-Bände der dänischen Kinderbuchserie. Über alles wird gesprochen, am liebsten offen und direkt, ganz besonders über ihre Gefühle. Hugo haut auch schon mal ein „Scheiß Geflüchtete“ raus, weil er keine Lust auf Spenden sammeln hat. Doch zu Bad Boys taugen sie nicht, „wir sind einfach zu gut erzogen“. Kurze Episoden erzählen temporeich, was die beiden etwa zehn Jahre alten Rabauken miteinander erleben. Das ist keine politisch korrekte Serie, sondern frech, wild und unangepasst, emotional und oft zum Schreien komisch. Diversität ist hier das einzig Stinknormale.
Jury-Stimme: „Eine dicke Jungsfreundschaft, wichtige Themen, schlagfertige Dialoge, jede Menge Wortwitz und Klamauk, kinderleicht zu lesen durch wenig Text in nach Sprechern eingefärbten Sprechblasen, viele Bilder: Achtung, Suchtgefahr!“
Jugendbuch
Mats & Milad. Oder: Nachrichten vom Arsch der Welt

Autor*in: Eva Rottmann
Alter: ab 13 Jahren
Verlag: Verlagshaus Jacoby & Stuart
Inhalt: Die Geschichte von Mats und Milad wird aus der Perspektive der 15-jährigen Mats erzählt. Fokus liegt dabei darauf, den Rezipient*innen die Gefühlswelt der jugendlichen Protagonistin sichtbar zu machen. Dies gelingt Eva Rottmann vor allem durch die Verwendung eines authentischen, jungendlichen Sprachstils, Humor und einem Thema, das wahrscheinlich viele jungendliche Menschen beschäftigt… der erste große Liebe, Gefühlschaos, dem Wunsch nach Sichtbarkeit und Anerkennung. Verbunden wird dies mit der Thematisierung von Rassismus, Rechtsradikalismus, sowie Solidarität.
Jury-Stimme: „Eva Rottmann schafft es, an die Lebensrealität von Teenagern anzuknüpfen. Ganz beiläufig aber dennoch eindringlich werden im Buch Stereotype aufgebrochen, pubertätsbedingtes Gefühlschaos normalisiert, marginalisierte Gruppen und damit verbundene Dikriminierungserfahrungen sichtbar gemacht und Impulse für Diskussionen gegeben.“