Das KIMI-Siegel

Einmal pro Jahr zeichnen die KIMI-Jurys, bestehend aus Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, aus der großen Anzahl an Neuerscheinungen diejenigen aus, die bunt und  fröhlich, realistisch und fantasievoll, vor allem aber beiläufig vielfältig und ohne Klischees und diskriminierenden Zuschreibungen aus der Welt von Kindern und Jugendlichen erzählen.

Unsere Welt ist vielfältig – das ist eine Tatsache. Aber unsere Kinder- und Jugendbücher spiegeln diese Vielfalt nicht wider.
Vor mehr als drei Jahren haben der Inklusionsaktivist Raúl Krauthausen und die Journalistin Suse Bauer die Kinder- und Jugendbuchwelt durchforstet und analysiert – und aufgrund ihrer Recherche-Ergebnisse vor einem großen Publikum auf der re:publica darauf hingewiesen, dass es viel zu wenig Diversity und Inklusion in der Kinder- und Jugendliteratur gibt. Das Feedback war auch nach der Veranstaltung noch enorm.

Gemeinsam mit weiteren Aktivist*innen organisierten sie das erste vielfältige Kinderbuchfestival KIMBUK und riefen KIMI, das Siegel für Vielfalt in Kinder- und Jugendbüchern ins Leben.
In den Jurys für das KIMI-Siegel waren Expert*innen in eigener Sache: Menschen mit Diskriminierungserfahrungen. Im Mai 2019 wurde das Siegel zum ersten Mal an 40 Kinder- und Jugendbücher verliehen.

Welche Auswirkungen haben Bücher auf die Lebensrealitäten von Kindern?
Während der Arbeit an KIMI und KIMBUK stellten sich immer wieder ähnliche Fragen: Was passiert mit Kindern, die regelmäßig feststellen müssen, dass sie in Kinder- und Jugendgeschichten nicht vorkommen? Welche Rolle spielen die Geschichten in Kinderbuchwelten für die Identitätsentwicklung von Kindern und Jugendlichen? Und was passiert, wenn man immer und immer wieder unsichtbar bleibt? Weil es keine starken schwarzen Kinderbuchheld*innen in den Geschichten der großen und überall erhältlichen Verlage gibt. Oder weil behinderte Charaktere – wenn sie überhaupt vorkommen – nur dann in den Geschichten glücklich sein können, wenn sie geheilt werden. Weil vielfältige Familienkonzepte ausgeblendet werden.
Die Auswirkungen sind toxisch, verletzend und verstärken Diskriminierungs- und Außenseiterinnenerfahrungen in der realen Welt.

Kinder- und Jugendbücher müssen sich verändern
Die Kinder- und Jugendbuchliteratur muss in der heutigen Realität ankommen – und wirklich allen Kindern und Jugendlichen gute und spannende Geschichten präsentieren, mit denen sie sich identifizieren können. Denn Kinder- und Jugendbücher sollen allen Spaß machen, ihnen Strategien aufzeigen mit gemachten Erfahrungen umzugehen, sensibilisieren, aufklären, Empathie erzeugen und in den Dialog führen.

Das KIMI-Siegel
Deshalb gibt es KIMI – das vielfältige Kinder- und Jugendbuchsiegel.
Das KIMI-Team entwickelt Vielfaltskriterien, anhand derer sich nicht nur bereits auf dem Markt existierende Bücher für das Siegel qualifizieren können – sondern die Verlagen, Autor*innen und Illustrator*innen helfen, vielfältige Bücher zu entwickeln.
Im Fokus stehen dabei bisher People of Color, LGBTIQ, Menschen mit Behinderung, mit Fluchterfahrungen und interkulturellen/interreligiösen Lebenswirklichkeiten – ebenso wie vielfältige Familienkonzepte und Armutserfahrungen.