Badeeah Hassan Ahmed und Susan Elizabeth McClelland: Eine Höhle in den Wolken: Dem IS entkommen.

erschienen bei cbt, ab 14 Jahren

Vielfaltskriterien: Flucht vor dem IS, Sexueller Missbrauch, Gewalt

KIMI-Faktor: Der IS ist in den Medien stark verbreitet, er schürt Ängste. Wir wissen nicht viel über den IS. Dieses Buch berichtet aus der Opfer-Perspektive und regt an, sich mehr über das Thema zu informieren und auszutauschen.

Inhalt: Badeeah Hassan Ahmed ist ein junger Teenager und hat dieses Buch gemeinsam mit der Journalistin Susan Elizabeth McClellan geschrieben. Sie schildert darin als Ich-Erzählerin ihre Erfahrungen, die sie nach der Verschleppung aus ihrem Dorf im Irak und dem Verkauf an einen Kämpfer des IS durchleben musste. Außer-dem informiert sie die Leser*innen über die Glaubensgemeinschaft der Jesiden und deren Leben im Irak. Die beiden Autorinnen beschreiben die Odyssee einer jungen Kurdin von ihrer Verschleppung bis hin zu ihrer Befreiung.

Jurystimme: „Dieses Buch fordert seine Leser*innen heraus und hinterlässt Fragen: Was haben wir mit dem Konflikt zu tun? Wie können wir uns verhalten?“

Melanie Gerber: Im Himmel gibt es Luftballons

illustriert von Karen Lee Vendringer, erschienen bei Baeschlin, ab 8 Jahren

Vielfaltskriterien: Coping, Tod eines Geschwisters, Trauer, Familienkonstellation, Alleinerziehende

KIMI-Faktor: Ein feinfühlig geschriebenes Buch über mögliche Formen es Trauerns.

Inhalt: Nora lebt mit ihrer Mutter allein. Sie sind zu zweit, seit Mia, ihre große Schwester, gestorben ist. Die zwei arrangieren sich eigentlich ziemlich gut bis Nora vor verschlossener Tür steht. Ihre Mutter musste länger arbeiten und Nora hat (noch) keinen Schlüssel. Zum Glück trifft sie ihren Nachbarn. Der alte Mann ist einsam, seitdem seine Frau gestorben ist. Nora und ihr Nachbar freunden sich an und machen sich auf die Suche nach Antworten auf den Sinn des Lebens und die richtigen Weisen zu trauern.

Jurystimme: „In einfacher und verständlicher Sprache werden die Themen Tod und Trauer thematisiert.“

Interview zum Buch „Im Himmel gibt es Luftballons“ mit Melanie Gerber und Prof. Dr. Sandra Niebuhr-Siebert

Till Penzek: Die Klimaschweine

illustriert von Julia Neuhaus, erschienen bei Kunstanstifter, ab 4 Jahren

Vielfaltskriterien: Klimawandel, Naturschutz, Verantwortung

KIMI-Faktor: Eine Allegorie auf die Schweinereien menschlichen Verhaltens.

Inhalt: Die Welt der Schweine ist in allerbester Ordnung. Sie genießen materiellen Luxus und ihr Leben in vollen Zügen. Doch im Pinguinland wird es derweil immer wärmer. Das Eis schmilzt. Die Pinguine müssen etwas unternehmen. Sie müssen mit den Schweinen sprechen. Doch zwischen all den Hochhäusern, Schnellstraßen und Monstertrucks werden sie nur übersehen oder angemotzt. Aber nach einiger Zeit beginnt auch im Schweineland das Wetter verrückt zu spielen. Es gibt Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürme. Während die alten Schweine über die Klimaveränderungen streiten und diskutieren, bekommen es die jungen Schweine mit der Angst zu tun. Sie treffen sich mit den Pinguinen, um mit ihnen zu sprechen. Was können sie nur tun?

Jurystimme: Kindgerecht und eindeutig wird uns das eigene Verhalten vorgeführt.

Lisen Adbåge: Die Bestimmer

illustriert von Maike Dörries, erschienen bei Beltz & Gelberg, ab 4 Jahren

Vielfaltskriterien: Mobbing, Unterdrückung, Angst, Selbstbehauptung

KIMI-Faktor: Dieses Buch stärkt das Selbstbewusstsein von Kindern, wenn andere über sie bestimmen oder sie mobben.

Inhalt: Wir sind diejenigen, die nicht mitmachen dürfen. Denn die Bestimmer sagen, wer dabei sein darf. Und die Bestimmer sind die anderen. Die, die auf den Hof kommen und Kinder vertreiben. Die Wir-Gruppe wehrt sich nicht, sie weicht stattdessen aus. So lange, bis die Bestimmer den Kindern jeden Spaß verdorben haben. Aber dann brauchen sie die Wir-Gruppe. Die Wir-Gruppe aber hat gelernt, Nein zu sagen.

Jurystimme: „Dieses Buch bringt unterdrückte Kinder dazu, sich zu öffnen und zu reden.“

Jenny Jägerfeld: Comedy Queen

erschienen bei Urachhaus, ab 10 Jahren

Vielfaltskriterien: Suizid der Mutter, Freundschaft

KIMI-Faktor: Wie kann ein Kind über den Selbstmord der eigenen Mutter hinwegkommen?

Inhalt: Sasha ist 12 Jahre alt, als ihre Mutter Selbstmord begeht. Wie soll sie das verkraften? Sie will nicht traurig sein und weinen wie ihr Vater. Deshalb macht sie eine Liste. Die Dinge, die sie auflistet, sind Dinge, die sie anders machen wird als ihre Mutter. Es sind genau 7 Dinge, die sie tun will, um zu überleben: Ihre Mutter hatte lange Haare, Sasha dagegen rasiert sie sich ab. Damit ist Punkt 1 „Haare abschneiden“ erledigt. Auch der Vorsatz „Keine Bücher mehr lesen“ lässt sich einfach umsetzen, bringt allerdings in der Schule keine Sympathiepunkte. Sasha arbeitet akribisch ihre Liste ab, doch die Trauer klebt an ihr. Keine guten Voraussetzungen, um Comedy Queen zu werden. Denn Stand-up-Comedy zu machen, das ist Sashas größter Wunsch. Ihre Mutter hat die Leute zum Weinen gebracht, Sasha will, dass die Menschen lachen.

Jurystimme: „Wie kann man die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen überwinden, wie die Wut loswerden? Wahrscheinlich gar nicht. Aber man kannweiterleben, stur einfach weitermachen.“

 

Susin Nielsen: Adresse unbekannt

illustriert von Leslie Mechanik, erschienen bei Urachhaus, ab 11 Jahren

Vielfaltskriterien: Armut, Sozio-ökonomische Verhältnisse, Freundschaft, Arbeitslosigkeit

KIMI-Faktor: Mit Humor wird die Entwicklung eines Kindes beschrieben, das versucht, die eigene Obdachlosigkeit zu vertuschen, um sozial anerkannt zu bleiben.

Inhalt: Als Felix‘ Mutter arbeitslos wird und die Miete nicht mehr zahlen kann, ziehen Sohn und Mutter in einen alten VW-Bus. Damit beginnt ein Versteckspiel. Die Abwärtsspirale in die Obdachlosigkeit wird aus Felix‘ Sicht in der Rückschau so erschütternd wie glaubwürdig geschildert. Der ständige Hunger, die Suche nach Duschmöglichkeiten und die Verstrickung in Lügen zeigen, welche Herausforderungen dieses Leben täglich mit sich bringt. Am meisten plagt es Felix, dass er seinen besten Freund Dylan immer wieder anlügen muss, um seine Situation zu vertuschen. Doch als irgendwann das Lügengebäude einstürzt, erfährt Felix, dass er sich auf seine Freunde verlassen kann.

Jurystimme: „Nur Literatur vermag es, Humor als Heilmittel so einzusetzen, dass schwere Lebenssituationen lesbar werden.“

Polly Horvath: Super reich

erschienen bei Freies Geistesleben, ab 12 Jahren

Vielfaltskriterien: Unterschiedliche Lebenswelten, sozioökonomische Verhältnisse

KIMI-Faktor: Rupert Brown stammt aus einer kinderreichen, aber sehr armen Familie. In der Begegnung mit einer wohlhabenden Familie lernt er Reichtum kennen. Virtuos entfaltet Horvath eine Geschichte voller schwarzem Humor.

Inhalt: Im Mittelpunkt steht Rupert, der von anderen Lebensumständen träumt und eines Tages versehentlich in die Schule geht. Dort bemerkt er, dass niemand da ist, da schulfrei, weil Weihnachten ist. Durch Zufall landet erim Garten der reichen Familie Rivers. Dort trifft er auf eine Welt, die ihm fremd ist. Das Weihnachtsfest ist opulent, er nimmt an den Spielen teil und gewinnt, und als er diese schon nach Hause nehmen möchte, verliert er wieder alles. Trotz des Reichtums lässt ihn die Familie mittelos nach Hause gehen. Aber dann bekommen die Familienmitglieder ein schlechtes Gewissen und laden Rupert zu verschiedenen Abenteuern ein.

Jurystimme: „Der Roman lebt vor allem von dem schwarzen Humor und den schrägen Charakteren, aber auch von dem Gegensatz von Reich und Arm. Vor allem die Rivers werden immer wieder als gedankenlos entworfen. Gerade diese Gegensätze laden zum Nachdenken ein!“

Laura D’Arcangelo: Ada und Eva

erschienen bei SJW, ab 11 Jahren

Vielfaltskriterien: Gleichgeschlechtlichkeit

KIMI-Faktor: Ada und Eva sind zwei junge Frauen, die einander begegnen und sich zueinander hingezogen fühlen.

Inhalt: Das neue Kinderbuch von Laura D’Arcangelo erzählt ohne Worte von der Selbstverständlichkeit einer gleichgeschlechtlichen Liebe. Die junge Künstlerin visualisiert, wie sich zwei junge Frauen begegnen, verlieben und ihren eigenen Weg gemeinsam gehen. Leise und zugänglich, ohne viel Pathos.

Jurystimme: „Eine still erzählte Liebesgeschichte, in der Worte nicht von der sinnlichen Erfahrung des Betrachtens ablenken.“

Jurga Vilė: Sibiro Haiku

illustriert von Lina Itagaki, erschienen bei Baobab Books, ab 13 Jahren

Vielfaltskriterien: Deportation, Lebenswelten, Kinderschicksale

KIMI-Faktor: Die Graphic Novel-Geschichte aus Litauen erzählt die bewegende Geschichte des Jungen Algis, der mit seiner Familie nach Sibirien deportiert wird.

Inhalt: Die litauische Autorin erzählt die Geschichte ihres Vaters, der als kleiner Junge nach der sowjetischen Besatzung Litauens nach Sibirien deportiert wurde. Der Ich-Erzähler Aglis begleitet aus einer kindlichen und zugleich auch erwachsenen Perspektive das Leben seiner Familie und seiner Freunde in der sibirischen Verbannung.

Jurystimme: „Ästhethisch ansprechend und lyrisch feinsinnig wird das tragische Schicksal einer Deportation erzählt.“

Patricia Thoma: Activists

Erschienen bei Jacoby und Stuart, ab 14 Jahren

Vielfaltskriterien: Menschenrechte, Aktivist*innen, Naturschutz, Behinderung

KIMI-Faktor: Junge Menschen werden aktiv und gestalten Zukunft. Auch Raul Krauthausen, der das KIMI-Siegel ins Leben gerufen hat, wird in diesem Band portraitiert.

Inhalt: Dokumentarisch sachlich fordert Patricia Thoma zum An- und Hinschauen auf. Neun Berichte in starken Schwarz-Weiß-Illustrationen mit begleitendem Text zeugen von der ungeheuren Kraft, die entsteht, wenn Unrechtsbewusstsein zu mutigem engagiertem Handeln führt.

Jurystimme: „Dieses Buch fordert dazu auf, selbst für eine gerechte Welt aktiv zu werden.“