Vielfaltskriterien: PoC, Natur, Kultur, Freundschaft, Familie
KIMI-Faktor: Erzählt wird aus dem Leben kirgisischer Nomad*innen.
Inhalt: Zum ersten Mal verbringt Djamilia die Ferien bei den Großeltern, die als Nomad*innen den Sommer über in einer Jurte in der kirgisischen Steppe leben. Als sich ein Fohlen der Herde am Bein verletzt, kümmert sich Djamilia liebevoll um das Tier. Täglich säubert sie seine Wunde mit dem Wasser aus dem Gletscherbach. Als Ausdruck ihrer Zuneigung gibt Djamilia dem Fohlen den Namen „Mahabat“, was auf Kirgisisch „Liebe“ bedeutet. Dank der fürsorglichen Pflege wird Mahabat wieder gesund und kehrt zu seiner Herde zurück. Im Zutrauen auf die Worte des Großvaters, dass sich Mahabat im nächsten Sommer wieder an Djamilia erinnern wird, reist Djamilia zurück zu ihren Eltern ins Dorf.
Jurystimme: „Ein zärtlich und sensibel erzählter Einblick in eine andere Welt.“
illustriert von Anne-Kathrin Behl, erschienen bei Oetinger, ab 10 Jahren
Vielfaltskriterien: Familie, Freundschaft, ein kulturelles Miteinander
KIMI-Faktor: Familie kann so vielfältig sein. Davon erzählt Stefanie Taschinski in ihrer Reihe Familie Flickenteppich und zeigt, wie man sich in einem Mehrfamilienhaus unterstützen kann.
Inhalt: Im Mittelpunkt stehen die Kinder Emma, Ben und Jojo, die gerade mit ihrem Vater in eine neue Wohnung gezogen sind. Die Mutter hat die Familie verlassen, sucht ihr Glück in Australien und der Vater versucht Beruf und Familienleben zu kombinieren. Das klappt malgut, mal weniger gut. Er ist Koch, seine Arbeitszeiten nicht familienfreundlich und so nimmt er auch dankbar die Hilfe der neuen Nachbar*innen an. Die Kinder leben sich schnell ein, gewinnen neue Freund*innen und erleben ein spannendes Abenteuer.
Taschinski entwirft unterschiedliche Varianten modernen Familienlebens, denn den allein erziehenden Elternteilen kommt auch ältere Nachbar*innen vor. Diese werden schnell zu Omas der Kinder und Familie nicht nur biologisch gelebt. Es ist ein buntes, kulturelles Leben, das Taschinski selbstverständlich und ohne einen pädagogischen Zeigefinger. Man kann ihn in der Tradition einer Astrid Lindgren und Kirsten Boie verorten.
Jurystimme: „Warmherzig und einfühlsam schildert Stefanie Taschinski modernes Familienleben.“
KIMI-Faktor: Sensibel, mutig und feinfühlig geht die Autorin auf die Themen Verlust, Familie und Freundschaft ein. Leser*innen können ein positives Gefühl für Freund-schaft und Familie mitnehmen und gewinnen einen neuen Blickwinkel auf den Wert von Familie. Das Buch bietet sich gut an, um nach der Lektüre über verschiedene Themen zu diskutieren. Was bedeutet Familie für mich?
Inhalt: Delsie lebt bei ihrer Großmutter auf Cape Cod. Ihr Großvater ist erst vor wenigen Monaten gestorben und sowohl Delsie als auch ihre Grammy vermissen ihn sehr. Dennoch sind die beiden nicht alleine, denn die kleine Siedlung mit den wenigen Häusern, in denen sie leben, ist wie eine kleine Familiengemeinschaft. Ihre Nachbarn Esme und Henry, die eine kleine Tochter haben, sind wie Eltern für Delsie. Auch ihre immer mürrisch dreinblickende Nachbarin Olive ist immer für sie da, auch wenn sie es so nie zugeben würde. Delsies Leben ist bescheiden und dennoch hat sie alles, was sie braucht. Ihr großes Hobby ist es, das Wetter zu beobachten. Dafür hat sie ein großes Talent. Sie liebt Wind und Unwetter, überhaupt liebt sie das Leben am Strand. Erst ihre Freundin Aimee bringt sie dazu, mehr über ihre Mutter nach-zudenken. Über das Loch, das ihr Fehlen in ihr hinterlassen hat und von dem sie nicht sicher ist, dass ihre Grammy dieses füllen kann. Wie viel Glück doch andere Kinder mit Eltern haben! Ein Buch über das Thema Familie und Freundschaft.
Jurystimme: „Die schöne Message im Buch ist, dass Delsie zwar eine Waise ist, aber sie viele Menschen um sich herum hat, die sie sich nicht alleine fühlen lassen – meistens jedenfalls.“
illustriert von: Tim Köhler, erschienen bei; Woow Books, ab 9 Jahren
Vielfaltskriterien:
Schwierige Familienverhältnisse, Umgang mit Scheidung
KIMI-Faktor:
Eine magische und spannende Geschichte, die zusätzlich Identifikationsmöglichkeiten bietet für Kinder und Jugendliche, deren Eltern geschieden sind.
Inhalt: Lena und ihr Vater Kalle teilen ein großes Geheimnis: Jedes Wochenende reisen sie gemeinsam um die Welt. Denn Lenas Vater ist Erfinder und hat eine Methode entwickelt, die einen in Sekundenschnelle an jeden Ort bringt, den man sich wünscht. So sind die beiden schon an zahlreiche Orte rund um die Erde gereist. Bisher ist alles gut gegangen, doch mitten im Himalaya funktioniert die Erfindung plötzlich nicht mehr.
Jurystimme:
‚‚Ein wirklich spannendes Buch, das ich verschlungen habe. Die Idee dahinter ist gut und es ist hervorragend geschrieben.‘‘ (Doro, 10 Jahre)
übersetzt von Anja Hansen-Schmidt, 256 Seiten, dtv/Reihe Hanser, 14,95 Euro, ab 12
als eBook (dtv/Reihe Hanser) und Hörbuch (Hörcompany) erhältlich
ISBN-10: 3423640421 ISBN-13: 978-3423640428
Vielfaltmerkmale: People of Color, soziale Benachteiligung
Der
KIMI-Faktor: Die Hauptfigur der spannend erzählten Coming-of-Age-Geschichte ist
ein heranwachsendes Schwarzes Mädchen, das früh Verantwortung für seine Familie
übernehmen muss. Patinas Ängste und Sorgen stehen dabei beispielhaft für die Unsicherheiten
sozial benachteiligter Jugendlicher und People of Color.
Patina rennt. Sie rennt für ihre Mutter, die durch eine Diabeteserkrankung beide Beine verlor. Nicht der erste Schicksalsschlag, den Patina erleben musste. Zuvor verstarb bereits ihr Vater und da ihre Mutter sich nun auch nicht mehr um die beiden Töchter kümmern kann, leben Patina und ihre kleine Schwester bei ihrem Onkel und ihrer Tante. Diese geben ihnen ein liebevolles Zuhause und ihre Mutter besuchen sie regelmäßig. Dennoch fällt es Patty schwer, die Verantwortung für ihre kleine Schwester abzugeben. Auch in der neuen Schule fühlt sie sich fremd und bleibt auf sich gestellt. Nur in ihrem Laufteam fühlt sie sich wohl. Durch ihren großen Ehrgeiz steht sie sich jedoch auch hier im Weg und vergisst dabei sogar ihre Mannschaft. Ihr Trainer bringt sie schließlich dazu, am Staffellauf teilzunehmen – eine Sportart, bei der man sich auf andere verlassen muss.
Das sagt die Jugendlichen-Jury:
: Dass die jugendlichen Protagonist*innen krasse Schicksäle erfahren, war ein erstes Fazit aus der Jugendjury. Die einschneidenden Erfahrungen von Patina und Ghost berührten und ihre Geschichten wurden von den Jugendlichen gerne verfolgt. Es fiel ihnen nicht schwer, mit den beiden Protagonisten mitzufühlen. Trotz der vielen schweren Themen, die beide Bücher enthalten, empfanden die Jugendlichen Reynolds‘ Schreibstil als einfach und gut besbar. Die Schicksale von Ghost und Patina über den Laufsport zu verbinden ist ungewöhnlich. Es bleibt spannend, welche Geschichten sich hinter den anderen beiden neuen Mannschaftsmitgliedern verbergen. Auch von außen überzeugte Jason Reynolds‘ Reihe die Jugendjury: Eine coole Covergestaltung, die super zum Inhalt passt.
Das sagt die Erwachsenen-Jury:
Die ersten beiden Bände dieser vierteiligen Reihe überzeugen durch die flotte Sprache und die vielschichtigen Porträts der Charaktere. Reynolds gelingt es, authentisch die Perspektive Schwarzer Jugendlicher aus der den USA wiederzugeben, die alle in mehr oder weniger ärmlichen Verhältnissen leben. Anschaulich vermittelt das Buch ihre Sorgen und Kämpfe, aber auch ihre Hoffnungen. Spannend und mit einer Prise Humor erzählen die beiden Bände auch von Widerstandsgeist und der Kraft der Solidarität. Patinas Geschichte zeigt den Leser*innen, dass es sich lohnt, Vorurteilen und Klischees zu misstrauen. Freundschaften können unerwartet über ethnische und soziale Trennlinien hinweg entstehen – und dann wird die „blonde Langhaarzicke“ zur überraschenden Mitstreiterin…