Karuna Riazi: Paheli. Spiel um alles oder nichts

übersetzt von Cornelia Panzacchi, Thienemann, 288 Seiten, 14,99 Euro, ab 10 Jahren

ISBN-10: 3522184912 ISBN-13: 978-3522184915

Vielfaltmerkmale:
People of Color, religiöse Lebenswirklichkeiten

Der KIMI-Faktor:
Der spannende Fantasy-Roman präsentiert als Heldin ein starkes muslimisches Mädchen, das einen Hijab trägt und Person of Color ist.

Inhalt:
Was für ein Abenteuer! Das Brettspiel, das Farah ihrem jüngeren Bruder Ahmad zum Geburtstag schenkt, entpuppt sich als Zauberwerk: Plötzlich verschwindet Ahmad ins Spielfeld! Farah und ihren Freund*innen bleibt nur ein kurzer Augenblick des Zögerns, dann springen sie hinterher und landen in einer märchenhaften Stadt voller Sanddünen, Türme und Paläste. Farah genießt bengalische Köstlichkeiten und Mondlicht, das man aus Flaschen

trinken kann. Um die Stadt wieder verlassen zu können, müssen die Freund*innen drei schier unlösbare Herausforderungen bestehen. Wer verliert, ist für immer darin gefangen. Gleichzeitig müssen sie auch noch unbedingt Ahmad finden. Ob ihnen das gelingt? Dabei ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Geheimnisvolle Sagengestalten bewohnen die Stadt und es gibt sogar eine mysteriöse Verbindung zu Farahs Lieblingstante. Der Mut und der Zusammenhalt der Kinder werden auf eine harte Probe gestellt, doch mit viel Schläue und Witz besiegen sie den Fluch, unter dem die Stadt leidet.
Ein Tanz zwischen den Welten, Kulturen, eine Einladung zur Überschreitung von eigenen Grenzen.
Die Farahs Familie ist muslimisch, stammt aus Bangladesh und lebt in New York. Die bengalischen Begriffe, die immer wieder ins Buch eingestreut sind, sind in einem Glossar am Ende des Buches erklärt.

Das sagt die Kinder-Jury:
Leseglück auf Umwegen! Der Titel und das Cover sind in der deutschen Ausgabe leider irreführend: Es wirkt, als handele sich die Geschichte ausschließlich von einem Mädchen. Das Cover der englischen Originalausgabe gefiel Jungen wie Mädchen deutlich besser, weil es drei verschiedene Kinder zeigt und damit dem Inhalt besser entspricht. Nach der Lektüre waren die Kinder entsprechend allesamt überrascht – und begeistert: Die Geschichte bietet eine abwechslungsreiche Handlung und Spannung pur, sowie durch die sehr unterschiedlich angelegten Charaktere der Kinder ein hohes Identifikationspotential.
Das Lesen mit Hilfe des bengalischen Glossars war sehr interessant!

Das sagt die Erwachsenen-Jury:
Eine spannende Fantasy-Geschichte, in der eine Gruppe von Kindern unterschiedlicher Charaktere und Fähigkeiten abenteuerliche Herausforderungen bewältigen muss. Farah und ihr Bruder sind People of Color. Kritisch anzumerken ist aus unserer Sicht, dass Farahs jüngerer Bruder Symptome von ADHS zeigt, was aber im weiteren Verlauf der Geschichte nicht weiter aufgenommen wird und die Eltern Farah viel Verantwortung für ihren Bruder übertragen. Auch wenn Farah im gesamten Verlauf der abenteuerlichen Geschichte aktiv und ihr Charakter nicht einer mädchenhaften Klischeedarstellung entspricht, so treten in ihrem Verhältnis zum Bruder doch die üblich weiblich gelesenen Verhaltensweisen zutage: Ausgleichend, deeskalierend, mit schlechtem Gewissen, weil sie das Gefühl hat, den Bruder im Stich zu lassen. Wir denken, der Charakter Farah hätte das Zeug dazu gehabt, übliche Geschlechterrollen zu verlassen.
Besonders gut hat uns gefallen, dass es am Ende eine nachvollziehbare Erklärung für den „bösen“ Gegenspieler gibt. Schade, dass das Cover der deutschen Ausgabe so exotisierend ist, ebenso wie das altertümliche Setting der „orientalischen“ Stadt.  

Kristina Aamand: Wenn Worte meine Waffe wären

Posted on 9. Mai 2019 by Suse Eich Bauer

übersetzt von Ulrike Brauns, 288 Seiten, Dressler, 16 Euro, ab 12

als eBook erhältlich

ISBN-10: 3791500988 ISBN-13: 978-3791500980

Vielfaltsmerkmale: Wertevielfalt, Toleranz, Religionen, Glauben, Geschlechterrollen, Homosexualität

Kimi-Faktor: Dieses Buch erzählt sanft, poetisch und eindrücklich, dass es immer mehrere richtige und oft doch sehr unterschiedliche Denkweisen über ein und dieselbe Sache gibt. So lässt sich letztlich nicht bestimmen, welche Sichtweisen richtig oder falsch sind. Es geht deshalb alleinig darum, auszuhandeln, auf welche Weise wir in Gesellschaften zusammenleben können.

Sheherazade, deine Worte verändern die Welt! Sie ist 17, lebt in Dänemark, ein Mädchen und die einzige Muslima an ihrer Schule. Sie hat es schwer und ihre Mutter feste Pläne für die Zukunft ihrer Tochter. Zudem wird die Mutter von Tag zu Tag religiöser. Ihr Vater leidet an den Erinnerungen an die Schrecken des Krieges und der Flucht. Schließlich muss er ins Krankenhaus. Das einzige, was Sheherazade hilft zu leben, sind ihre eigenen Worte, ihre Texte, die sie kunstvoll-provokativ mit Bildern verwebt. Und dann ist da zum Glück auch noch Thea. Als zunehmend Vertraute zeigt sie Sheherazade neue Blickwinkel auf das Leben. Und plötzlich hat sie keine Lust mehr zu schweigen, sondern möchte endlich für ihren Willen und ihre Freiheit einstehen. Sprachlich brillant erzählt und angereichert mit collagehaften Bildern einer mutigen Protagonistin.

Das sagt die Jugendlichen-Jury:

Kein leichter Einstieg für so manche Leser*in in der Jury, da der Beginn der Geschichte als recht zäh und langweilig erlebt wurde. Dann aber nimmt sie deutlich Fahrt auf und löste starke Gefühle aus: viel Mitgefühl für Sheherezades schwierige Familiensituation, aber auch Wut über die Ungerechtigkeiten, die sie erlebt. Eine empowernde Geschichte, die eventuell Mädchen in ähnlichen Situationen Mut macht, freier zu sein. Besonders das zine-artige Layout bzw. die tagebuchartigen Illustrationen kamen gut an.

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