Marguerite Abouet & Mathieu Sapin: Akissi. Auf die Katzen, fertig, los!

übersetzt von Ulrich Pröfrock, 96 Seiten, Reprodukt, 18 Euro

ISBN-10: 3956401581 ISBN-13: 978-3956401589

Vielfaltsmerkmale: People of Colour, Genderrollen

KIMI-Faktor: Ganz selbstverständlich selbstbewusst ist Akissi. Neugierig, witzig und frech gestaltet sie ihren Alltag westafrikanischen Metropole Abidjan.

Akissi lebt mit ihren Eltern, ihrem großen Bruder Fofana und ihrer großen Schwester Victorine in der ivorischen Metropole Abidjan. Was sie hier alles erlebt, wird in 14 kurzen Comic-Geschichten erzählt: Akissi verfolgt gemeine Katzen, die ihr den Fisch für Tante Victo abgeluchst haben, macht sich große Sorgen, als ihre kleiner Affe Bubu verschwindet und findet heraus, dass sich Bandwürmer hervorragend eignen um ihren Bruder zu ärgern. Sie holt sich Läuse bei einer Freundin um in Zukunft eine praktische Kurzhaarfrisur tragen zu können und versucht die kleine Maus, die eines Nachts im Kinderzimmer auftaucht, als Kuscheltier zu adoptieren. Nicht immer geht es gut aus für Akissi, doch davon lässt sie sich nicht beirren. Auch wenn ihre Mama ab und an mit dem Kopf schüttelt und ihr Bruder sich manchmal wünscht, seine kleine Schwester irgendwo zu verlieren: Akissi geht ihren Weg. 

Das sagt die Kinder-Jury:

„Das ist so witzig!“, war die einhellige Meinung der Kinder nach der Lektüre. Das Lesen der Comic-Strips machte den Kindern großen Spaß und sie fanden es toll, in dem Buch viele verschiedene Geschichten über Akissi zu finden. Auch die kolorierten Zeichnungen von Mathieu Sapin wurden positiv hervorgehoben. Sehr bemerkenswert fanden die Kinder, dass alle Personen in der Geschichte Schwarz sind und die Geschichten den Alltag eines Kindes an der Elfenbeinküste zeigen. Die Kinder konnten sich nicht erinnern, dies aus anderen Büchern zu kennen. Besondere Freude kam auch bei der Wahl der Hauptfigur auf: Akissi ist ein Mädchen – und zwar ein freches Mädchen, das sich nichts sagen lässt! 

Das sagt die Erwachsenen-Jury:

Das ist rar auf dem hiesigen Buchmarkt: Akissi, sozusagen “die kleine Schwester” der erfolgreichen Comic Serie Aya aus Youpogon, ein äußerst witziger Comic angesiedelt am Stadtrand der westafrikanischen Metropole Abidjan! Akissi ist ein aktionsstarkes, ein unabhängiges und entscheidungsmutiges „anarchistisches“ kleines Schwarzes Mädchen. Kreativ und unerschrocken händelt Akissi die Herausforderungen ihres Alltags und gewährt uns einen authentischen Einblick in das Leben einer ivorischen Mittelschichtsfamilie. Akissi ist super chaotisch und dennoch selbstbewusst. Sie hat kein Interesse, dass andere über sie reden oder bestimmen. Weder ihren etwas größeren Bruder Fofana, noch seine Runde von gleichaltrigen Jungen – die sie zu klein finden, um mit ihr in der Nachbarschaft herumzuziehen, noch die Erwachsenen Zuhause und in der Schule sollen bestimmen, was Akissi nicht machen kann – sie will viel lieber mitmischen! In den kurzen Episoden des Kindercomics sprüht Akissi geradezu vor Ideen, die meisten davon können aber als ‚folgenreich’ bezeichnet werden. Akissi handelt dabei solidarisch, in vielen Fällen kurzsichtig. Sie wirkt jedes Mal erneut eiskalt von ihren Fehlern und deren Konsequenzen erwischt. Akissi und ihre Mutter handeln beide auf ihre je eigene Art humorvoll. Ihr Umgang mit der Aushandlung von Freiräumen für Akissi, aber auch mit den Konsequenzen von Akissis Aktionen ist augenzwinkernd partnerinschaftlich. Insgesamt ist die Kinderwelt, in der Akissi sich selbst und ihre Umgebung handelnd erschließt, sehr stark geprägt von intensiven, gemeinsamen Aushandlungen unter den Kindern selbst. Es ist eine Welt voller selbstverwalteter Kinderfreundschaften. Sowohl die Mädchen als auch die Jungs, sowohl kleinere als auch ältere Kinder werden aushandlungsstark gezeichnet. Sie bringen ihre Vorstellungen, Ideen und Wünsche ein und streiten gegebenenfalls darüber, wie sich diese umsetzen lassen. Viele Rezensionen im europäischen Raum bezeichnen Akissis Lebenswelt als „Dorf“, respektive „Village“. Dabei zeigt Akissi selbst im Glossar am Ende des Comics auf die Landkarte. Sie zeigt auf Abidjan mit ihrer gewohnten eindringlichen Ansprache: „GENAU HIER! HIER WOHNE ICH!“. Das macht die Vielschichtigkeit dieser Graphic Novel aus, sie ist tiefgründig und durchdacht, ohne belehrend zu wirken. Sie zeigt Möglichkeiten auf anstatt sie vorzuschreiben. Sie ist „unapologetically African“, ganz selbstverständlich und selbstbewusst afrikanisch. Eine wunderschöne und kraftvolle Darstellung einer facettenreichen Normalität in afrikanischen Gesellschaften.

Buch hier bestellen!

Iben Akerlie: Lars, mein Freund

übersetzt von Ina Kronenberger, 256 Seiten, dtv/Reihe Hanser, 12,95 Euro, ab 10

ISBN-10: 3423640391 ISBN-13: 978-3423640398

auch als eBook erhältlich

Vielseitigkeitsmerkmal: Menschen mit Behinderungen, Mobbing, Wertevielfalt

Kimi-Faktor:  Ein wichtiges Thema für Kinder: Mobbing. Das Buch zeigt in spielerischer  Ernsthaftigkeit  welche Konsequenzen Mobbing haben kann und wie  wichtig es  ist, füreinander einzustehen. Einer der Hauptcharaktere hat das Down- Syndrom. Er zeigt seinen Mitschülern wie toll es sein kann  das Leben aus einer anderen Perspektive  zu sehen.

Amanda liebt Adam, der in ihre Klasse geht, aber Adam liebt Amanda nicht. Und als wäre  das nicht schon peinlich genug bekommt Amanda von ihrer Lehrerin   eine ganz besondere Aufgabe zu geteilt:  Sie soll doch bitte Patin des neuen Schüler Lars werden, der das Down Syndrom hat.  Amanda ist  entsetzt über ihrer Aufgabe. Nicht weil sie Vorurteile quälen,  nicht weil  Lars ihr komisch vor kommt  und unsympathisch ist.  Nein, sie hat Angst bei ihren Mitschülern deswegen nicht mehr zu den Coolen zu gehören und aus ihrer Clique zu fliegen. Zwar hat sie eine tolle, beste Freundin, aber eben nur diese und sie sehnt sich nach der Anerkennung der großen Gruppe. Bei Lars zu Hause sind Amanda und er  beste Freunde, in der Schule jedoch ignoriert Amanda Lars.  Als  in der Klasse über Lars geredet wird, muss Amanda sich entscheiden.  Wird sie zu Ihm halten? Bleiben  Lars und Amanda  Freunde oder kommt es zu einem  Vertrauensbruch?

Das sagt die Kinder-Jury:

Die Kinder hatten bisher noch keine Bücher mit behinderten Protagonist*innen gelesen. Für alle war es der erste literarische Kontakt mit dem Thema. Dies gab in der Bewertung den großen Ausschlag für das KIMI-Siegel. Einige Kinder kannten aber wohl Kinder mit Downsyndrom aus ihrem Schulalltag und fanden das Setting alltagsnah und überzeugend nacherzählt. Insofern meinten sie, dass sich das Buch gut zum Einstieg in die Thematik eignet. Einhellig wurde der Geschichte gute Lesbarkeit und große Spannung bescheinigt. Gespalten waren die Meinungen zu Amanda. Ihren Zwiespalt und erst recht ihren „Verrat“ an Lars konnten einige überhaupt nicht nachvollziehen. Für Diskussion war gesorgt! Für Irritation sorgte auch das Cover – warum wurde nicht das Gesicht des Jungen gezeigt

Das sagt die Erwachsenen-Jury:

Amandas Unsicherheit und Ihre Zerissenheit lässt sich beim Lesen gut nachvollziehen. Schade ist allerdings, dass viel über Lars gesprochen wird, er selbst aber nur am Rande aktiv auftritt. Dadurch wirkt die Geschichte etwas einseitig, auch wenn sie viele spannende Momente zu bieten hat. 

Buch hier bestellen!